TV Passau 1862 e.V. Abteilung Taekwondo Passau

Grundschule & Formen des Taekwondo

Was ist Grundschule und wofür brauche ich sie?

Die Grundschule ist die Gesamtheit der Techniken, die im Taekwondo ausgeführt und geübt werden. Sie ist eine der wichtigsten und grundlegendsten Disziplinen, die wir aus dem Taekwondo kennen. Die Grundbewegungen unserer Sportart sind über eine jahrhundertlange Tradition entstanden und weiterentwickelt worden und daher nicht leicht zu beschreiben.

Die erste Bewegung beim Taekwondo ist für die meisten Anfänger der Juchumsogi-Momtongchirugi (Fauststoßübung in der Reiterstellung). Gerade in der Anfangsphase ist das Verständnis für diese Übung gering, denn meist werden große Erwartungen an die neue Sportart geknüpft. Schließlich ist der größte Wunsch, möglichst schnell den Schwarzgürtel zu erlangen. Und doch sind gerade diese Wiederholung ein wichtiger Teil der Trainingsplanprinzipien.

Die Grundbewegungen beim Taekwondo sind Fauststoß, Arae-Makki (Tiefblock), Momtong-Makki (Mittelblock), Olgul Makki (Hochblock), Apchagi (gerader Fußstoß), Yopchagi (seitlicher Fußstoß), Apcha-Olligio (Fußhochziehen). Mit der Perfektion der Grundbewegungen ist ein wichtiger Grundstein zur Perfektion des Taekwondo gelegt.

Beim Taekwondo darf das Augenmerk nicht ausschließlich auf den Freikampf, sprich die Fußtechniken gelegt werden. Vielmehr sind auch die Faust- und Handtechniken zu beachten und zu entfalten. Die Erforschung und Entwicklung der Grundtechniken legt zugleich den Grundstein für die fortgeschrittenen oder „klassischen“ Techniken.

Der Weg ist das Ziel – die Taeguk-Formen

Taeguk – schon der Name spricht für eine tiefere, symbolische Bedeutung. Tae bedeutet Größe und Guk Ewigkeit. Als Taeguk bezeichnet man das Yin-Yang Zeichen. Dieses Symbol ist schon seit geraumer zeit in Europa sehr populär bei all jenen, die sich für die asiatische Denk- und Lebensweise interessieren.

Die Taeguk-Formen sind das klassische Prüfungsprogramm für alle Taekwondo-Schüler, vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen. Mit dem entsprechenden Fleiß kann jeder sie erlernen, unabhängig von Begabung, Kraft und Kondition. Gefordert wird das Bewegungsgedächtnis, die Koordinationsfähigkeit und die sorgfältige Beherrschung einer Vielzahl verschiedener Techniken.

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Auch dass es gerade acht Taeguk´s gibt ist kein Zufall. Im I Ging (korean. Juyok), dem Buch der Wandlungen, einem der ältesten philosophischen Werke Asiens wird das Taeguk-Zeichen durch acht Trigramme ergänzt, die aus ungebrochenen (männlichen) und gebrochenen (weiblichen) Linien bestehen – diese Trigramme sind also unterschiedliche Zusammensetzungen von Yin und Yang. Jedem Trigramm sind Symbole und Eigenschaften zugeordnet. Die acht Trigramme können ihrerseits zu 64 Hexagrammen kombiniert werden, mit denen sich – laut I Ging – alle menschliche Gegebenheiten beschreiben lassen.

Die Übereinstimmung zwischen den Taeguk-Formen und den acht Trigrammen zeigt sich auch optisch. Obwohl die unterschiedlichsten Arm- und Beintechniken zum Einsatz kommen, haben alle Taeguk´s dasselbe Laufschema: drei Bahnen waagerecht zur Ausgangsposition, die den drei Balken der Trigramme entsprechen, verbunden durch eine senkrechte Bahn. Obwohl Taeguk Il-Jang bis Taeguk Pal-Jang lediglich erste bis achte Trainingsform bedeutet, steht dahinter ein umfangreiches philosophisches Konzept. Jede Form verkörpert nicht nur eine Abfolge von Techniken in wachsenden Schwierigkeitsgraden, sondern korrespondiert auch mit einem der acht Trigramme und seiner Symbolik.

Hat ein Schüler alle Taeguk-Formen gelernt, so hat er den Weg von Yin und Yang beschritten. Der Kreis schließt sich, doch das stete Lernen und die innere Entwicklung gehen weiter. Die Taeguk-Formen sind viel mehr als nur Mittel zum Zweck. Sie sind eine Schule des Geistes und des Körpers.

1. Form: Taeguk Il-Jang
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Das Trigramm der ersten Form besteht aus drei ungebrochenen, männlichen Linien. Es steht für reines Yin und wird durch den Himmel und das Licht symbolisiert. Im I Ging wird dem Himmel die Zeugungskraft zugeschrieben, im Gegensatz zur empfangenden Erde. Allgemeiner steht der Himmel für die Schöpfung und den Anfang des Seins. So ist auch der Taeguk Il-Jang der Anfang und die Quelle aller weiteren Entwicklungen im Taekwondo. Die Form sollte mit kraftvoller Frische in dem Bewusstsein ausgeführt werden, dass man etwas Neues beginnt.

2. Form: Taeguk I-Jang
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Das Symbol der Taeguk I-Jang ist der See. Er steht für Freude und Heiterkeit. Ein heiterer Mensch ist nicht von äußeren Impulsen abhängig, sonder besitzt eigenständige, innere Kraft. Seine Stimmung ist ruhig und ausgeglichen. Die Bewegungen der zweiten Form sollen deshalb entspannt und flüssig durchgeführt werden, dabei aber fest und kraftvoll. Der Taeguk I-Jang umfasst komplizierte Stellungswechsel, um dem Schüler zu größerer Balance zu verhelfen.

3. Form: Taeguk Sam-Jang
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Die dritte Form entspricht dem Bild des Feuers. Die Techniken dieser Form müssen mit Eifer und Enthusiasmus ausgeführt werden. Wie beim Flackern einer Flamme variieren die Bewegungen im Sam-Jang mit Energieausbrüchen zwischen schnelleren und langsameren Bewegungen. So folgen z.B. auf die Ap-Chaggi´s sofort schnellere Doppelfauststöße.

4. Form: Taeguk Sa-Jang
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Die Bewegungen des Taeguk Sa-Jang stellen einen erheblichen Fortschritt gegenüber den ersten drei Formen dar. So entsprechen sie dem Symbol des Donners. Der Donner steht für Neubeginn und Bewegung, aber auch für Kraft und Macht. Das Prinzip des Donners kommt in den kräftigen Stellungen mit selbstbewussten Block und Schlagbewegungen zum Ausdruck. Wie der Donner Regen mit sich bringt und so die Luft bei einem Gewitter bereinigt, so beginnt der Taeguk Sa-Jang dem Schüler das richtige Verständnis der Taekwondo Techniken zu vermitteln.

5. Form: Taeguk Oh-Jang
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Die fünfte Form wird durch den Wind versinnbildlicht, der schnell und kraftvoll ist, dabei aber unsichtbar. Die Bewegungen umfassen schnelle und plötzliche Richtungswechsel. Der Ellbogenschlag und die Hammerfaust werden hier eingeführt. Das Prinzip des Windes wird durch die Wischbewegung der Hammerfaust und am Ende der Form beim Sprung in die Kreuzstellung dargestellt.

6. Form: Taeguk Yuk-Jang
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Der Taeguk Yuk-Jang greifen die Eigenschaften des Wassers auf: „Schwaches überwindet das Starke, Weiches überwindet das Harte“. Wie das Wasser formlos ist und alle Widerstände besiegt, so muss der Schüler die sechste Form flüssig und mit sanfter Zuversicht ausführen, so als ob jede Bewegung eine natürliche Reaktion auf ein Hindernis oder eine Schwierigkeit ist, die überwunden werden soll. Die ungewöhnliche Bewegungen der beiden Drehkicks, die hier zum ersten Mal auftauchen, erinnern daran, dass der Schüler sich, wie das Wasser, ohne Zögern in jede Richtung bewegen kann.

7. Form: Taeguk Chil-Jang
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Das Bild der siebten Form ist der Berg. In allen Kulturen, so auch in der asiatischen, werden Berge gerne als Sitz von Klöstern und Heiligtümern gewählt. In alter Zeit glaubte man, die Berge seien der direkte Sitz der Götter oder doch wenigstens eines speziellen Berggottes. Der Berg drückt deshalb durch seine unverrückbare, mächtige Silhouette selbst Festigkeit aus, ist aber durch seine spirituelle Bedeutung auch ein Garant für den festen Bestand des Universums. Der Berg ist beständig. so wie es der Schüler sein muss, wenn er die Techniken in der Tigerstellung beginnt. Die Techniken bei dieser Form werden oft als Mehrfachkombinationen aus einer einzigen Stellung heraus ausgeführt und zeigen so, da ein guter Schüler Balance und Stärke sowohl in der Ruhe als auch in der Bewegung haben muss.

8. Form: Taeguk Pal-Jang
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Das Trigramm des Taeguk Pal-Jang besteht aus drei durchbrochenen, weiblichen Linien. Es steht für reines Yang, das durch die Erde symbolisiert wird. Im Buch der Wandlungen steht die Erde für empfangende Hingabe. Die Erde nimmt die kreative Kraft des Himmels auf und wird zum Ursprung des Lebens. Ebenso greift der Taeguk Pal-Jang alles bisher Erlernte auf und ist gleichzeitig die Grundlage, auf der die Formen der Meister-Grade aufbauen.